In den letzten Jahren des Schullebens rückt eine zentrale Frage in den Raum: Die nach dem Ausbildungsberuf. Doch viele Eltern sehen sich dabei nur in einer beratenden Rolle. Sobald feststeht, welcher Beruf es werden soll oder ein Ausbildungsplatz gefunden wurde, ziehen sich viele Mütter und Väter dezent zurück und lassen den Nachwuchs etwas alleine. Dabei gibt es selbst dann noch viel, das man tun kann, sowohl auf schulischer Ebene wie zuhause. Denn jetzt stimmt tatsächlich der alte Spruch, wonach man fürs Leben lernt, fürs Berufsleben. Der folgende Artikel stellt beispielhaft  drei beliebte Ausbildungsberufe vor und dazu, wo Eltern unterstützend eingreifen können, um ihr Kind auf eine Ausbildung vorzubereiten.

 

Kfz-Mechatroniker

Die Schwerpunkte mögen sich ändern, die Computerisierung fortschreiten. Doch unterm Blech bleiben die Grundprinzipien des Automobils ebenso gleich, wie die Lust der Jugendlichen, diesen Beruf zu erlernen. Im Handwerk ist der Kfz-Mechatroniker seit Jahrzehnen (auch als Kfz-Mechaniker und –Elektriker noch getrennte Berufe waren) der König der Vertragsabschlüsse, der Elektriker und andere weit hinter sich lässt.  Und ja, es gibt durchaus Mittel und Wege, wie man ein Kind vorbereiten kann.

Schulisch zeigt sich das dabei, dass man einen starken Fokus auf Mathe und Physik setzen sollte. Diese Fächer sind zwar weder im Beruf noch der Berufsschule auf Abitur-Niveau. Aber ohne felsenfeste Sicherheit bei Anwendung und Umstellung von Formeln geht es nicht. Die Berechnung von Elektrik, von Umdrehungszahlen, Öffnungswinkeln, Drücken und vielem mehr ist essentiell für das Grundverständnis des gesamten Kfz-Wissens. Und wenn man schon dabei ist, kann man auch die Prozentrechnung nochmal durchgehen und den guten alten Dreisatz.

Außerschulisch gibt es weniger, das Eltern tun können – sofern Papa oder Mama nicht gerade Autorestaurateure sind oder Selberschrauber. Was in jedem Fall aber in den ersten Ausbildungswochen hilfreich sein wird:

  • Wissen, wie Reifendruck, Ölstand und Kühlflüssigkeit geprüft werden
  • Kennen und Benennen der Beleuchtungseinrichtungen
  • Korrektes Fingerwaschen – kein Witz, bei den Schmutzmengen in einer Autowerkstatt muss man das wirklich erst erlernen

All das können alle Eltern erklären, die selbst einen Führerschein besitzen. Aber: Wer bei Fragen nicht mehr weiterweiß, bitte nicht im Trüben stochern und vielleicht falsche Antworten geben. Dann besser zusammen mit dem Nachwuchs fachliche Grundlagenseiten durchgehen. Und auch wenn es nicht auf dem Ausbildungsplan stehen mag, ist es in den allermeisten Werkstätten nach wie vor so, dass Azubis vor dem Wochenende die Arbeitsplätze säubern müssen. Zumindest etwas einen Besen schwingen sollte der angehende Schrauber also können.

 

Bürokaufleute

Bürokaufleute – oder seit 2014 Kaufleute für Büromanagement – sind im Office-Bereich der Ausbildungen das, was der Kfz-Mechatroniker im Handwerk ist, der absolute Branchenprimus. Und das nicht nur bei einem, sondern beiden Geschlechtern. Zudem ist es für die Eltern ein großer Vorteil, weil vieles, was zu den ganzen anderen kaufmännischen Berufen gehört, sich mit diesem überschneidet.

Schulisch geht der Fokus dieses Berufs natürlich ganz klar in Richtung Betriebswirtschaftslehre, Informatik, Sprachen und Mathematik. Zinsen richtig zu berechnen gehört in diesem Beruf ebenso zum kleinen Einmaleins wie der natürliche Umgang mit allen Teilen des Office-Pakets. Zwar nutzen die meisten Firmen Microsoft-Produkte. Allerdings kann man sich zuhause auch damit behelfen, indem man die quelloffene Freeware Apache OpenOffice herunterlädt – sie ist wie Wikipedia gemeinfrei. Praktikabel ist es zudem, sich einfach mal unternehmerische Rechnungsvorlagen herunterzuladen und durchzugehen, wie diese ausgefüllt werden müssen. Weiteren Fokus sollte man auf die Rechtschreibung in Deutsch und Englisch legen und hier besonders auf „höfliches“ Deutsch.

Außerschulisch bestimmt vor allem Lernen am Computer die Vorbereitung auf die Ausbildung. Die Grundlagen der Buchhaltung zu kennen und sich schon mal einen Überblick über die Funktionen von Buchhaltungssoftware zu verschaffen ist ebenso wichtig, wie die grundlegendsten Büro-Umgangsformen zu kennen. Einen nicht zu unterschätzenden Raum sollte zudem Ergonomie einnehmen. Denn jetzt ist die richtige Zeit, einem Jugendlichen beizubringen, wie er korrekt sitzt, wie der Bildschirm eingestellt werden muss usw. Nämlich bevor er sich in der Ausbildung etwas falsches antrainiert und sich ins Heer der von Büroarbeit Rückengeschädigten einreiht.

 

Medizinische Fachangestellte

Ob beim allgemein praktizierenden Hausarzt, der die Krankheitsgeschichte des halben Dorfes auswendig kennt oder in hochspezialisierten Praxen, die sich nur der Bekämpfung einzelner Krankheiten verschrieben haben. Ohne medizinische Fachangestellte (MFA) wären sämtliche Ärzte des Landes und ihre Patienten ziemlich aufgeschmissen. Doch kann man als Nicht-Mediziner überhaupt Schützenhilfe bei der Vorbereitung auf eine solche Ausbildung geben? Oh ja, das geht. Sogar sehr gut.

Schulisch zählen ebenfalls zwei Fächer: BWL und Mathematik. Schließlich gehört es zu den Grundaufgaben der MFAs, sowohl die ganzen Finanzregelungen mit den Krankenkassen zu treffen und zu überwachen, wie Waren zu beschaffen und korrekt abzurechnen. Anteile müssen bestimmt werden können. Dazu Zeiterfassung und vieles mehr, das im organisatorisch-mathematischen Bereich liegt.

Außerschulisch können Eltern vor allem eines tun: ihrem Kind dabei helfen, die Scheu vor Fremden im Beruf abzulegen, zumindest theoretisch. Einige Berufsgruppen haben ständig Kontakt zu fremden Menschen, denen sie offen und freundlich gegenüber agieren sollten. Medizinische Fachangestellte müssen Blut sehen und ihnen gänzlich fremde Menschen berühren müssen. Ebenfalls unglaublich wichtig: seinem Kind die Bedeutung der Schweigepflicht darzulegen; erst vor kurzem wurde eine MFA entlassen, weil sie Patientendaten privat weitergegeben hatte. Ferner können auch andere Kleinigkeiten geübt werden, die im beruflichen Alltag unglaublich wichtig sind. Etwa korrektes Telefonieren (insbesondere mit Schwerhörigen usw.), eine beruhigende Art zu reden oder schlicht auch das Ruhigbleiben, wenn es um einen herum hektisch wird.

 

Fazit

Es gibt keinen Beruf, bei dem Eltern nicht ihren Kindern vor Ausbildungsbeginn Unterstützung zuteilwerden lassen könnten. Vielleicht nicht in spezialisierten, berufsspezifischen Dingen. Dafür aber in tausenderlei anderen Fähigkeiten, die berufsübergreifend sind und einfach zum Arbeitsleben dazugehören. Das einzige, was nicht geht, ist sein Kind ins kalte Wasser springen zu lassen – auch wenn man es selbst vielleicht so vorgelebt bekam.

Interessante Links:

  • Fit machen für den Job und interaktiv Lücken schließen in Mathe, Englisch und Deutsch mit www.kapiert.de
  • Mit System zum Ausbildungsziel - das neue Lernportal GEORG startet im Sommer 2018 mit dem Ausbildungsberuf Industriekaufmann.

 

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