Über Teenager oder „die Jugend von heute“ wird in ausnahmslos jeder Generation geschimpft. Dieses Phänomen ist durchaus erstaunlich: Abgesehen davon, dass die pubertären Launen der Jugend im Prinzip immer recht ähnlich ausfallen, führen die Jugendlichen heute ein völlig anderes Leben als der Nachwuchs vorangegangener Generationen.

JUGENDLICHE WACHSEN HEUTE ANDERS HERAN

Früher war die Verpflichtung der Jugend, erwachsen zu werden, deutlich größer. Die Heranwachsenden mussten viel früher selbstständig werden: Sie mussten viel mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen, jüngere Geschwister beaufsichtigen und großziehen und nach der Schule den Eltern helfen.

Heute hat der Nachwuchs weniger familiäre Verpflichtungen. Stattdessen stehen für die Generationen Y (Geburtsjahre 1980 bis 1999) und Z (Geburtsjahre 1995 bis 2010) die eigenen Interessen und die Entfaltung der Persönlichkeit im Vordergrund. In jungen Jahren drückt sich das vor allem durch das äußere Erscheinungsbild, insbesondere die Wahl der Kleidung, aus. Später zeigt sich diese Einstellung in dem Wunsch nach Individualität, Selbstverwirklichung und einer guten Work-Life-Balance. Sie wollen ihr Leben selbst gestalten. Dabei ist Arbeiten und Geld verdienen zwar immer noch wichtig, steht aber nicht mehr an erster Stelle.

TECHNIK IM ALLTAG DER JUGENDLICHEN

Die Technik, die Teenagern früher zur Verfügung hatten, war im Vergleich zu heute weder qualitativ überzeugend noch zahlreich. Bis in die 1960er waren nur Fernseher, Radio, Telefon und Plattenspieler vorhanden. Danach kamen Kassetten, ab den 80er Jahren auch der Walkman und CDs auf den Markt, gegen Ende der 80er Jahre schließlich der Discman. Um diese Zeit haben sich auch Spielekonsolen und allmählich die PCs verbreitet und schließlich kamen die ersten Handys in die Läden. Seit dieser Zeit hat sich die Technik rasant weiterentwickelt: Heute gibt es kaum einen Jugendlichen, der zuhause keinen eigenen PC oder Laptop, wenigstens eine Spielkonsole und natürlich ein Smartphone hat.

Auch in der Schule haben die Jugendlichen im Laufe der Jahrzehnte einen immer stärkeren Bezug zu technischen Geräten und digitalen Programmen. Während lange Zeit der Tageslichtprojektor (Overheadprojektor) das einzige technische Mittel im Schulunterricht war, ist die Bandbreite in der heutigen Zeit viel größer.

Zwar wird der Overheadprojektor immer noch häufig im Unterricht verwendet, doch schon seit vielen Jahren gehören auch Fernseher, Beamer und PC zum Standardrepertoire einer weiterführenden Schule. Immer häufiger gestalten die Lehrer ihren Unterricht interaktiv und nutzen dafür Laptops und Tablets, mit denen die Schüler Aufgaben durcharbeiten.

VOR- UND NACHTEILE DER TECHNIK

Diese zunehmende Digitalisierung des Alltags der Teenager hat einige Vorteile und längst sind PCs und Smartphones nicht mehr wegzudenken: Über Smartphones, das Internet und die dadurch entstandenen Kommunikationswege gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, auch von unterwegs aus mit anderen in Kontakt zu treten. Zudem steht dem Nutzer der digitalen Medien jederzeit die gesamte Palette an Informationen zu Verfügung, die das Internet zu bieten hat bzw. die auf dem mobilen Gerät abgespeichert wurden.

Allerdings birgt die allgegenwärtige Technik ernstzunehmende gesundheitliche Risiken für die Jugendlichen. Der Nachwuchs verbringt einige Stunden des Tages an den digitalen Medien – eine Freizeitbeschäftigung, die sich vorwiegend drinnen abspielt. Zusammengerechnet mit den Stunden, die sie oft bis in den Nachmittag hinein in der Schule sitzen, ist die Zeit, die sich die Jugendlichen an der frischen Luft befinden, verschwindend gering. Noch dazu sitzen sie hauptsächlich.

Die Folge: Ein Mangel an Bewegung und Sauerstoff. Dadurch steigt das Risiko für verschiedene gesundheitliche und körperliche Beeinträchtigungen, darunter eine verringerte Beweglichkeit und Balance, Übergewicht, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und Vitamin-D-Mangel.

Außerdem hat die häufige Nutzung der digitalen Medien Auswirkungen auf den Familienalltag. Damit sich das „Daddeln“ an Smartphone, Tablet und PC in Grenzen hält, ist eine frühe und konsequente Medienerziehung durch die Eltern zwingend notwendig. Dazu gehört es auch, den Nachwuchs über die Gefahren des Internets aufzuklären und mit ihm den richtigen Umgang mit den Inhalten und Kommunikationsmöglichkeiten zu üben.

DER SCHULUNTERRICHT

In Bezug auf den Schulunterricht hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls einiges verändert. Neben Schreiben, Lesen, Rechnen und Religion standen früher unter anderem Singen, Heimatkunde, Turnen und Schönschrift auf dem Stundenplan. Heute gibt es teils völlig andere Fächer. Zum Beispiel ist der Bereich der naturwissenschaftlichen Fächer mit Biologie, Chemie und Physik weiter ausgebaut, dazu kommen Sozialkunde, Gesellschaftslehre (beinhaltet Erdkunde, Geschichte und Politik) sowie Fremdsprachenunterricht in Englisch und Französisch.

Früher war es gang und gäbe, dass man nach dem Ende der Grundschule entweder auf die Haupt- oder die Realschule wechselte. Bis in die 1960er Jahre besuchten die meisten Kinder diese Schulformen und fingen anschließend eine Lehre an. Schüler, die aufs Gymnasium gingen oder sogar das Abitur absolvierten, gab es kaum. Heute besuchen mit Abstand die meisten Schüler das Gymnasium und beginnen nach der Schule oft ein Studium.

SCHULERZIEHUNG FRÜHER UND HEUTE

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die wichtigsten Erziehungsziele, die auch in der Schule verfolgt wurden, Disziplin, Gehorsam, Fleiß und Ordnung. Die Klasse handelte nur nach dem Kommando des Lehrers. Unerlaubtes Reden und Tuscheln mit dem Sitznachbarn wurden ebenso hart bestraft wie schlechte Schulleistungen. Heute dagegen wird selbstständiges Denken, Kreativität, eigene Ideen und Kritikfähigkeit gefördert. Statt plattem Frontalunterricht gibt es häufig Gruppenarbeit und eine interaktive Aufbereitung der Unterrichtsthemen, immer häufiger auch unter Einsatz von technischen Geräten und digitalen Programmen.

Was sich ebenfalls verändert hat, ist die Rolle des Lehrers. Früher galten Lehrer als strenge Persönlichkeiten und reine Wissensvermittler, die den Schülern den Unterrichtsstoff einbläuten, ohne Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse und Probleme.

Heute verstehen sich Lehrer verstärkt als Moderatoren, Anreger und Berater. Sie helfen ihren Schülern, den Unterrichtsstoff zu verstehen und unterstützen sie bei Fragen der Fächerwahl. Dabei gehen sie nach Möglichkeit individuell auf die Bedürfnisse ihrer Schüler ein. Das Verhältnis ist nicht mehr von oben herab, sondern nahezu auf Augenhöhe. Lehrer gelten heute nicht mehr nur als Pädagogen, sondern als Vertrauens- und Bezugsperson.

An vereinzelten Schulen in Deutschland wurde vor ein paar Jahren sogar ein Gleitzeitmodell eingeführt. Die

Schüler dürfen bei diesem Modell selbst entscheiden, ob sie zur ersten oder lieber erst zur zweiten Schulstunde erscheinen und dafür länger schlafen. Wichtig ist nur, dass sie ein bestimmtes Stundenkontingent auf ihrem Zeitkonto haben.

MEHR MÖGLICHKEITEN, ABER WENIGER SICHERHEIT

Den Jugendlichen der heutigen Generation steht sozusagen die ganze Welt offen: In den Schulen gibt es ein viel umfangreicheres Angebot an Fächern und auch das Angebot an Schulen ist um einiges größer: So gibt es Schulen, die Themenschwerpunkte setzen, wie etwa das Wirtschaftsgymnasium oder das sozialwissenschaftliche Gymnasium, oder Schulformen, die sich an die besonderen Lernbedürfnisse ihrer Schüler richten.

Abseits der Schule haben die Jugendlichen viel mehr Möglichkeiten als früher. Schüleraustauschprogramme, Auslandsjahre und dergleichen gehören längst zum klassischen Schulangebot. Nach dem Abitur verschlägt es viele Schulabgänger für einige Monate ins Ausland. Ganz vorn mit dabei sind Australien, Neuseeland, Kanada und die USA. Andere machen ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr in einer Einrichtung.

Danach gibt es viele Möglichkeiten, wie es für die Teenager und jungen Erwachsenen weitergehen kann: Studium, Ausbildung oder Duales Studium und wenn ja, in welchem Bereich? Was für die einen eine geradezu paradiesische Freiheit und Wahlmöglichkeit bedeutet, ist für die anderen die reinste Überforderung.

Es hat eben nicht nur Vorteile, wenn man den eigenen Lebensweg vollkommen selbst entscheiden und gestalten darf, anstatt, wie früher, aus einer überschaubaren Auswahl zu schöpfen, wenn man nicht sowieso den Familienbetrieb übernehmen musste. Das bezieht sich auch auf die berufliche Laufbahn der heutigen Jugend: Früher war es üblich, in ein und demselben Betrieb bis zur Rente zu arbeiten. Heute ist das die absolute Seltenheit. Stattdessen gilt es als normal, alle paar Jahre den Job und sogar die Branche zu wechseln, sich also beruflich immer wieder neu zu erfinden.

Diese Fülle an Möglichkeiten bringt aber auch eine zunehmende Unsicherheit mit sich. Die Suche nach einem Beruf, der einen ausfüllt und an dem man Spaß hat, wird durch die vielen verschiedenen Optionen an beruflichen Ausbildungen und das Wissen, sich auch später noch umorientieren zu können, eher erschwert als erleichtert. Es fehlt die Sicherheit der Beständigkeit.

 

BILDER

Bild 1: stock.adobe.com © anatoliycherkas # 207280065

Bild 2: stock.adobe.com © Monkey Business # 169113097

Bild 3: stock.adobe.com © GaudiLab # 271835417

Bild 4: stock.adobe.com © Alexander Raths # 39401433