Irgendwann kommt der Punkt, an dem brechen die letzten Teenager-Jahre an. Zwar nicht in allen, aber doch sehr vielen Familien kommt dann das Thema Führerschein und Auto auf den Tisch. Oft genug für die Eltern ein Bauchweh-Thema, denn natürlich ist der Gedanke, dass das Kind sich mit einer „motorisierten Kanonenkugel“ bei Wind und Wetter und Gegenverkehr fortbewegt, für viele nicht gerade angenehm. Doch Angst ist nicht hilfreich. Besser ist vollumfängliche Hilfe. Was Eltern dazu wissen müssen und wie sie helfen können zeigen wir nun. 

 „Muss“ der Führerschein?

Natürlich, von Zwang kann keine Rede sein. Allerdings sollten sich besorgte Eltern einiges zu Gemüte führen. Der Führerschein ist ja nicht nur ein Accessoire, sondern auch ohne dazugehöriges eigenes Auto enorm hilfreich. Generell steigert er beispielsweise die Jobchancen auf eine Ausbildungsstelle. Und das nicht nur bei Berufen, in denen gefahren werden muss. Einfach weil er einen „Skill“ mehr darstellt – wobei ein eigenes Auto natürlich noch größere Erfolgschancen verspricht, weil es garantiert, dass der Besitzer unabhängiger ist.

Tatsächlich stimmt auch die alte Regelung, wonach junge Fahranfänger die meisten Unfälle bauen, heute nicht mehr. Eigentlich ist sogar das Gegenteil der Fall. Denn in jüngeren Jahren ist man wesentlich aufnahmefähiger. Das Lernen fällt leichter, die Reaktionen sind besser. Zudem gilt gerade auf der Straße, dass man nicht genug Routine entwickeln kann. Bloß: Wer gleich mit 18 den Führerschein bekommt, kann natürlich mehr davon während dieser aufnahmefähigen Jugend-Zeit buchstäblich „erfahren“, als wenn er erst später die Fahrschule besucht. Nein, der Führerschein „muss“ zwar nicht, aber er ist nach wie vor sehr, sehr nützlich.

Welche Fahrschule?

Die nächste Frage ist nicht leicht zu beantworten. Denn es gibt in Deutschland über 10.000 Fahrschulen – die letzten genauen Zahlen des Fahrlehrerverbandes stammen allerdings aus 2008. Und viele Eltern wie Jugendliche machen bei der Auswahl einen Kardinalsfehler und schauen nur nach dem Preis.

 

Dabei ist die richtige Vorgehensweise eine andere. Eine gute Fahrschule hat heute auch moderne Lernmethoden, ist jederzeit erreichbar. Und vor allem bildet sie auch in dem Verkehr aus, in dem der Filius später hauptsächlich unterwegs sein wird. Um das an einem Beispiel festzumachen: Ein Jugendlicher, der (noch) im ländlichen Niedersachsen lebt, aber nach dem Ende der Schule in einer Großstadt studieren möchte, wäre gut beraten, zumindest in der nächstgrößeren Stadt die Fahrschule zu absolvieren, statt bei sich im Dorf. Dies vor allem, weil seine ländlich gelegene Fahrschule ihn nicht so adäquat und realistisch auf den viel hektischeren Stadtverkehr vorbereiten könnte.

Kann ich meinem Kind helfen?

Und wie! Natürlich könnte man seinen Sprössling ohne weitere Vorbereitung zur Fahrschule schicken. Sowohl in Theorie wie Praxis werden dort selbstverständlich auch die grundständigsten Dinge gelehrt. Allerdings zeigt sich, dass die Sache einfach flüssiger läuft, wenn Eltern, die selbst vielleicht schon lange Autofahrer sind, vorher und auch währenddessen helfend zur Seite stehen. Was man machen kann:

 

  • Während Fahrten auf Schilder hinweisen, auf Vorfahrtsregeln, auf bestimmte Verhaltensweisen und auch abfragen. Eben alles, was man als Routinier im Straßenverkehr weiß.
  • Anfahren auf leeren Parkplätzen oder Fahr-Übungsplätzen erlernen. Es gibt zwar unzählige theoretische Ratgeber dazu, aber das Wechselspiel aus Gas, Kupplung und Bremse lässt sich nur in der Praxis „wirklich“ erlernen.
  • Bei der Theorie helfen. Der Katalog ist zwar umfangreich und enthält 1076 Fragen. Bei der eigentlichen Prüfung kommen jedoch nur 30 dran. Und darunter einige Fragen, die praktisch immer auftauchen, etwa „Wo gilt rechts vor links ohne weitere vorfahrtregelnde Verkehrszeichen?“.

Sollte man aber „Horrorstories“ aus der eigenen Fahrschulzeit in Petto haben, diese bitte steckenlassen. Das klingt nur lustig, kann aber einen jungen Menschen zutiefst verunsichern. Besser ist es, positiv unterstützend auf sein Kind einzuwirken und vielleicht auch die Schwachstellen gemeinsam immer wieder zu bearbeiten, mit der Geduld, die nur Eltern besitzen.

  • Darauf achten, dass sowohl die Fahrschulzeit wie die Prüfungen nicht gerade in eine Phase von zusätzlichem schulischen Prüfungsstress fallen.

  • Falls möglich, finanzielle Hilfen anbieten – notfalls durch eine Art „Privatkredit“ für das Kind.

  • Sich zumindest theoretisch mit dem Thema Führerschein ab 17 befassen und gemeinsam mit dem Kind prüfen, ob dies wirklich sinnvoll ist (schließlich ist bis zum 18. Geburtstag nur begleitetes Fahren erlaubt)

  • Sofern auch ein eigenes Auto geplant ist, sich mit Kosten, der Klassifizierung bei der Versicherung und dem großen Thema Motorisierung befassen und mit diesem Wissen dem Anfänger beratend zur Seite stehen.

Doch so sehr einem als Eltern auch daran gelegen sein mag, dass das eigene Kind den Führerschein schnell und ohne Stolpersteine bekommt, sollte die zusätzliche Hilfe nicht in Helikopter-Elterntum ausarten. Viele begehen den Fehler und machen ihrem Spross viel zu sehr Druck. Das ist zwar aus Erwachsenensicht verständlich, doch selbst wenn sämtliche sich daraus ergebenen Zusatzstunden aus der eigenen Tasche bezahlt werden, bringt großer Druck („Du gehst auf jeden Fall heute zur Theorie“) gar nichts. Einige ausgefallene Stunden können immer nachgeholt werden, die wenigsten Jugendlichen werden jedoch zu „Langstreckenläufern“, die Jahre zum Erwerb des Scheins benötigen. Insbesondere wenn der Führerschein gänzlich aus dem Ersparten des Kindes finanziert wird, ist durchaus auch eine Laissez-Faire-Haltung angebracht – denn auch Misserfolge tragen zum Lernprozess bei, das gilt in der Schule ebenso wie in diesem Fall.

Die Ängste besiegen lernen

Nun kommt ein Punkt, an dem Eltern buchstäblich auf sich alleine gestellt sind. Denn wenn der Führerschein bestanden wurde und vor allem auch noch ein eigenes Auto im Spiel ist, werden die allermeisten Eltern schlaflose Nächte haben – völlig normal, denn schließlich geht es hier um das eigene Kind. Doch es bringt gar nichts, sich hier selbst zu „zerreißen“, denn wie bereits eingangs erwähnt: Je mehr Fahrroutine man hat, desto niedriger wird eben das Risiko, in Unfälle verwickelt zu werden. Selbst bei einem absoluten Anfänger können sich Eltern damit trösten, dass alle Fahrschulen einen bestimmten Mindest-Standard lehren müssen, der die wichtigsten Fahrsituationen abdeckt. In vielen anderen Ländern wird das wesentlich lascher gehandhabt. Das heißt, man kann also beruhigt davon ausgehen, dass das eigene Kind auch mit Regen und Nebel zurechtkommt, andernfalls hätte es die Prüfungen nicht bestanden.

Und dann gibt es da ja auch die technische Seite. Selbst wenn der Sprössling in einem Gebrauchten unterwegs ist, muss man einfach bedenken, dass Fahrzeuge, die seit Beginn der 1990er produziert wurden, sowohl aktiv und passiv sehr unfallsicher sind. ABS gehört immer dazu, Airbags auch. Karosserien haben Knautschzonen, selbststraffende Gurtsysteme und unzählige andere Sicherheitssysteme. Selbst wenn es zu einem Unfall kommt – was allein durch das Fahrer-Alter nicht bestimmt wird – stehen die Chancen dennoch extrem gut, dass es kein „schlimmer“ Unfall sein wird.

Das alles immer wieder zu rekapitulieren ist zwar schwer. Aber es gehört leider zu dem Abnabelungsprozess dazu, der nun mit den ersten Jahren der Volljährigkeit an sein Ende kommen sollte. Sorgen darf und wird man sich als Eltern immer machen. Sie sollten jedoch nicht ins Unrealistische ausarten.

 

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