Irgendwann stellt sich für jeden Schüler und jede Schülerin die Frage, welchen Beruf sie nach dem Schulabschluss erlernen wollen. Soll es ein Studium werden oder ein Facharbeiterberuf? Eine Orientierungshilfe kann das Schülerpraktikum sein, in dem Jugendliche die Möglichkeit haben, für kurze Zeit den beruflichen Alltag kennenzulernen.

 

Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern

Fast alle Heranwachsenden haben Vorstellungen, welchen Beruf sie nach der Schule ergreifen wollen. Eine Studie der OECD aus dem Jahr 2018 macht deutlich, dass sich die Wünsche nicht immer realisieren lassen. Immerhin 38 Prozent aller deutschen Mädchen und Jungen entscheiden sich für einen der zehn beliebtesten Berufe. In Anbetracht dieser Tatsache ist es sinnvoll, sich rechtzeitig über Alternativen Gedanken zu machen

Ein Schülerpraktikum kann aus mehrerlei Hinsicht sinnvoll sein. Zum einen können Jugendliche hier ausprobieren, ob ihr Wunschberuf in der Praxis genau das beinhaltet, was sie erwarten. Viele werden allerdings feststellen, dass sich nicht immer Wunschvorstellungen im Alltag umsetzen lassen. Wenn der Jahrgang einer ganzen Schule auf Praktikumssuche geht, werden nur wenige Einblicke in ihren Traumberuf finden. So bietet ein Schülerpraktikum die Möglichkeit, ein alternatives Berufsbild kennenzulernen und auszuprobieren, ob eine entsprechende Ausbildung infrage kommt.

 

Nachwuchsgewinnung

Viele Unternehmen bieten Praktikumsplätze nicht ganz ohne eigene Interessen an. Viele Betriebe suchen händeringend nach jungen Menschen, welche die Lücke füllen, wenn langjährige Kollegen in den Ruhestand gehen. Andere Unternehmen haben eine so gute Auftragslage, dass sie neue Arbeitskräfte suchen. Viele sind bereit, ihren Nachwuchs selbst auszubilden.

Für Bewerber heißt es hier, eine Chance auf einen sicheren Arbeitsplatz zu nutzen. Natürlich sollte der Job auch den eigenen Interessen entsprechen. Um dies herauszufinden, ist das Schülerpraktikum eine vielversprechende Möglichkeit. Schüler haben durch das Praktikum mehrere Vorteile:

  • allgemeiner Einblick in den Arbeitsalltag
  • Blick hinter die Kulissen eines bestimmten Berufsbildes
  • Erkennen eigener Interessen und Fähigkeiten
  • Chance auf einen Ausbildungsplatz



Praktikanten, die ihrer Aufgabe aufgeschlossen gegenüberstehen, haben häufig die Chance, später einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Ist ein Studium geplant, lassen sich während eines Schülerpraktikums schon Kontakte für die Praktika knüpfen, die im Laufe eines Studiums notwendig werden.

 

Win-win-Situation

Der Betrieb kann potenzielle Nachwuchstalente finden und fördern. Der Nachwuchs testet dagegen, ob der mögliche Beruf den eigenen Interessen und Neigungen entspricht. Bei der Berufswahl geht es schließlich darum, eine Entscheidung für einen sehr langen Lebensabschnitt zu treffen. So lässt sich bei einem Praktikum erkennen, ob ein Berufswunsch wirklich zu den eigenen Interessen passt.

Möglicherweise lassen sich sogar Begabungen fördern. Wer beispielsweise schon Internetseiten gestaltet, könnte sich Gedanken über ein Praktikum bei einem Unternehmen für Online-Marketing machen. Hier lernen Schüler den beruflichen Alltag kennen. Dabei reift auch die Erkenntnis, dass Mitarbeiter in dieser Branche eine hohe theoretische Ausbildung haben. Außerdem lernt der Schüler vielleicht das eine oder andere für die Gestaltung er eigenen Internetseite hinzu.

Bei der Gestaltung einer Webseite kommt es auf viele Details an, damit sie am Ende von Nutzern auch gefunden wird. Hier lernen Jugendliche, wie wichtig Keywords oder der Aufbau von Links sind. Plötzlich wird klar, wie strukturiert der Aufbau einer erfolgreichen Internetpräsenz sein muss. Der Schüler kann nun austesten, ob diese Aspekte ihn faszinieren. Wenn er sich für die Erstellung von suchmaschinenoptimiertem Content und die nachhaltige Gestaltung von Links interessiert, wird sich der Berufswunsch festigen.

Ein Praktikum ist dabei immer eine gute Visitenkarte, wenn es später um eine Ausbildungsstelle geht. Wer schon als Schüler Interesse für den Beruf zeigte, hat später bei der Jagd auf einen Ausbildungsplatz bessere Chancen.

 

Was ein guter Praktikumsbetrieb bietet

Ein Schulpraktikum ist nicht darauf angelegt, einen Mitarbeiter zu ersetzen. Vielmehr soll es dazu dienen, dem Schüler einen Einblick in die Arbeitswelt zu gewähren. Deshalb ist es wichtig, dass das Unternehmen eine Betreuungsperson bestimmt, die dem Jugendlichen während des Praktikums mit Rat und Tat zu Seite steht. Die Tätigkeiten sollten sich an den persönlichen Fähigkeiten des Jugendlichen orientieren und einen Einblick in den beruflichen Alltag geben. Kaffee kochen und Briefe frankieren sollten dabei nicht die Haupttätigkeiten sein.

Unternehmen mit Schichtbetrieb sind weniger geeignet. Sie müssten sicherstellen, dass der Schüler immer in der Frühschicht oder einer „Normalschicht“ eingesetzt wird. Für Minderjährige gelten in Deutschland spezielle Arbeitszeitvorgaben, welche die Betriebe umsetzen müssen. Lässt sich eine permanente Frühschicht oder Normalschicht einrichten, bleibt die Frage, welches Arbeitszeitmodell die Betreuungsperson hat.

Weicht es von dem des Praktikanten ab, ist dies ungünstig. Dass die Betreuer Fragen beantworten und einen Einblick in betriebliche Abläufe geben, ist in dieser Konstellation schwierig. Hier kann schnell sich schnell Frust einstellen, besonders, wenn sich niemand stattdessen um den Jugendlichen kümmert. Langeweile und Desinteresse sind keine guten Argumente, mit denen sich Nachwuchs für das Unternehmen finden lassen.

Arbeitgeber müssen bei 15- bis 17-Jährigen folgende maximalen Arbeitszeiten beachten:

  • Maximal acht Stunden pro Tag
  • Arbeitszeit zwischen sechs und 20 Uhr
  • Keine Arbeit an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen



In Bäckereien, Hotels, Restaurants, der Pflege, der Landwirtschaft und auf dem Bau sind Abweichungen erlaubt. Auch die Teilnahme an einer Messe ist samstags erlaubt. Der Betrieb muss dem Praktikanten dafür in der Woche einen Tag freigeben. Pausenzeiten gehören nicht zur Arbeitszeit. Bei einem Acht-Stunden-Tag ist eine Stunde Pause zu gewähren. So verbringt der Schüler insgesamt neun Stunden auf der Arbeitsstelle. Die erste Pause muss spätestens nach viereinhalb Stunden gewährt werden. Jugendliche unter 15 Jahren dürfen maximal sieben Stunden pro Tag arbeiten.

 

Der Weg zum Praktikumsplatz

„Theorien sind die todschicken Begleiter des Irrtums“, sagte einst der Schweizer Aphoristiker Walter Fürst alias Billy. Jede Theorie muss deshalb in der Praxis erprobt werden. Wer etwas Besonderes sucht, sollte den Faktor Zeit nicht unterschätzen. Wenn die Schule den Zeitraum für die Praktika verkündet, sind zig Schüler gleichzeitig auf der Suche. Wer da einen bestimmten Betrieb favorisiert, sollte schnell sein. Praktikumsplätze lassen sich auf verschiedene Weise finden:

  • Tipps von Eltern, Verwandte, Bekannte, Freunde
  • auf Ausbildungsmessen
  • Informationsangebote der Jobcenter
  • Initiativ-Bewerbung bei einem selbst ins Auge gefassten Unternehmen
  • über die Lehrer



Bei der Auswahl des Unternehmens sollte das Berufsziel eine Rolle spielen. Gibt es noch keinen klaren Zukunftsplan, sind die Begabungen des Jugendlichen eine gute Leitlinie. Lehrer, aber auch das Jobcenter geben gern Empfehlungen, welche Berufe den Neigungen des Schülers entsprechen. Einige Schulen schließen Kooperationsverträge mit Betrieben ab, was die Suche erleichtert.

Ist dies nicht der Fall, heißt es selbst zu suchen. Eine effektive Methode ist es, die Personalabteilungen passender Unternehmen abzutelefonieren. So lässt sich herausfinden, ob ein Bewerbungsschreiben Erfolg verspricht. Die Bewerbung selbst unterscheidet sich kaum von einer Bewerbung um eine Stelle. Ein Bewerbungsschreiben, einen Lebenslauf und das letzte Zeugnis erwarten die meisten Personalchefs. Die Unterlagen können per Post oder als PDF per E-Mail versendet werden.

 

Fazit

Ein Schülerpraktikum bietet die Möglichkeit, den Arbeitsalltag kennenzulernen. Idealerweise sollten bei der Wahl des Praktikums Berufswünsche berücksichtigt werden. Ein schon absolviertes Schülerpraktikum kann Türen für einen Ausbildungsplatz öffnen. Eine zeitige Bewerbung erhöht die Chance, einen Praktikumsplatz beim favorisierten Unternehmen zu erhalten.

 

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