Spaß statt harter Arbeit: Förderung sollte altersgerecht gestaltet werden.

Schon wenige Monate nach der Geburt eines Kindes und auch in der Kindergartenzeit werden Eltern mit dem Leistungsgedanken konfrontiert. Was Sohn oder Tochter in einem bestimmten Alter können sollten, wie viel Vorsprung zu Gleichaltrigen am besten ist und wie wichtige Weichen für das spätere Leben gestellt werden, sind typische Fragen. Die frühe Förderung von Kindern im Sinne frühkindlicher Bildung hält Antworten bereit. Der Umgang mit dem Thema aber sollte sensibel erfolgen, denn Kinder sind keine Maschinen.

Ausgeglichen gefördert statt selektiv hochgepusht

Frühkindliche Bildung richtet sich anders als Frühförderung an Kinder ohne Behinderungen oder auch drohende Einschränkungen. Beide Begriffe werden jedoch recht häufig miteinander verwechselt. Geht es um die Vorbereitung des eigenen, gesunden und einschränkungsfreien Kindes auf die Schulzeit, das Erwachsenenleben oder auch den Beruf, ist von frühkindlicher Bildung die Rede.

Diese Form der Bildung kann sich vielgestaltig zeigen, weswegen nicht alle Eltern auf die gleiche Art und Weise mit ihr umgehen. Oft wird frühkindliche Bildung auch falsch verstanden: Eltern glauben dann, ihr Kind müsse in bestimmten Bereichen einen besonderen Status oder Wissensstand entwickeln, um von erfolgreichen Bildungsmaßnahmen zu sprechen. Das jedoch stimmt nicht, denn frühe Bildung hat nicht die Produktion von „Wunderkindern“ zum Ziel, sondern die Unterstützung der Ausbildung elementarer Fähigkeiten und durchaus auch Werte.

So können sich in der frühen Bildung bereits ganz unterschiedliche Dinge abzeichnen. Eltern erfahren, welchem der Lerntypen ihr Kind möglicherweise angehört, wofür es sich besonders interessiert, ob es bestimmte Talente hat und auch, ob sich ein besonderer Förderbedarf abzeichnet. Das jedoch ist nur möglich, wenn möglichst breit gefächert gefördert wird. Wer sich nur auf konkrete Einzelbereiche konzentriert, riskiert im Zweifel sogar ein Ungleichgewicht, dass das eigene Kind später mühevoll wieder ausgleichen muss.

In welchen Bereichen tut Förderung gut?

Frühkindliche Förderung und Bildung ist ein vielfältiges Feld, in dem Eltern für ihre Kinder auswählen können, was ihrer Auffassung nach sinnvoll ist. Grundsätzlich aber weisen auch Forschungsergebnisse darauf hin, dass die Basis für erfolgreiches Lernen und ein ebenfalls erfolgreiches Leben durch frühkindliche Bildung gelegt werden kann. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung liefert Beispiele, die die Bereiche der frühen Bildung gut erkennbar machen. So gehören die Vermittlung von Sprache und Wissen genauso wie

  • musikalische,
  • künstlerische,
  • und motorische

Inhalte zu guter frühkindlicher Bildung und Förderung.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das UNESCO Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Die Verantwortlichen machen in einem Artikel deutlich, dass frühkindlicher Bildung ein besonderer Stellenwert beigemessen werden kann, wenn es darum geht, Kinder in ihrer Entwicklung zu handlungsfähigen und nachhaltig sowie verantwortlich denkenden Menschen zu unterstützen. Die drei Schlüsselelemente Partizipation, Selbstorganisation und auch Kooperation bezeichnen die Experten hier als wesentlich.

Erneut wird also deutlich, dass frühe Förderung nichts mit dem Lernen englischer Wörter oder des kleinen Einmaleins zu tun hat. Natürlich können Zahlen, Sprachen, Farben und viele weitere Inhalte Teil des Förder-Mix sein, die Basis aber sollte eine Strategie formen, in der sich elementare Grundwerte und Fähigkeiten ausbilden und entwickeln können. Auch das freie Spiel in einer anregenden Umgebung ist daher ein wertvoller Bestandteil früher Bildung.

Frühkindliche Förderung nach Lebensalter: Konkrete Ideen

Nach all diesen Informationen erscheint das Thema Bildung in einem Alter bis etwa fünf Jahre etwas schwammig. Viele Eltern sind sich nicht sicher, welche Maßnahmen, Methoden und Inhalte wirklich sinnvoll sind und fühlen sich vom breiten Angebot rund um frühe Bildung überfordert. Kein Wunder, denn das Fördern von Kindern hat sich inzwischen auch zu einem lukrativen Wirtschaftszweig entwickelt, in dem es nicht immer um die Interessen der Familien, sondern vielmehr um finanzielle Beweggründe geht.

Es ist daher nur ratsam, sich intensiv und gerne auch kritisch mit Angeboten auseinanderzusetzen und zu überlegen, inwiefern sich die Interessen junger Kinder mit dem jeweiligen Programm vertragen. Wer dabei ein ungutes Gefühl bekommt, darf das Angebot ausschlagen, denn manchmal markiert auch der Verzicht den richtigen Weg. Dann kann es sich lohnen, das eigene Zuhause anregend zu gestalten. Bücher zum Blättern, Verkleidungsutensilien, erste Spiele, Stapelspielzeug für die Motorik und auch Bausteine eignen sich gut, um das kreative Spiel zu fördern und Kompetenzen zu erweitern.

Um das Thema Bildung in frühkindlichem Alter etwas greifbarer zu machen, folgen nun einige konkrete Ideen, die Eltern frei nach ihren Wünschen umsetzen oder ausprobieren können.

 

Babyzeit (0 bis 2 Jahre)

In diesen beiden Jahren geschieht bei Babys unglaublich viel. Die rasante Entwicklung des kleinen Menschen muss nicht beschleunigt, darf jedoch gerne begleitet werden. Ganz zu Beginn bietet sich die Teilnahme an Kursangeboten wie beispielsweise

  • Babyschwimmen
  • PEKiP
  • Babymassage
  • oder auch Krabbelgruppen

Später können für ältere Kinder im Krippenalter zusätzlich Musikkreise, erste Turnstunden mit Mama oder Papa und natürlich auch viel soziales Freispiel mit anderen Kindern auf dem Plan stehen.

Kindergarten (2 bis 5 Jahre)

Je älter ein Kind wird, desto stärker erkennen Eltern bestimmte Interessen, Fähigkeiten und durchaus auch Schwächen. Frühe Förderung ist ab einem Alter von etwa zwei Jahren bis in das Vorschulalter hinein sinnvoll, um Schwächen auszugleichen, Stärken zu nutzen und auch die emotionale und soziale Kompetenz des Kindes zu unterstützen. In diesem Alter sind Gruppenangebote wie

  • Kinderturnen
  • tiergestützte Hobbys (z.B. Reiten)
  • gemeinsames Musizieren
  • und Tanzen

schöne Ideen, um soziale Kompetenz, Motorik, Selbstwirksamkeit und Empathie zu fördern.

Wissensvermittlung sollte dabei stets im Kontext erfolgen und nicht in Form von Frontalunterricht gestaltet werden. Kinder im Vorschulalter verfügen noch über eine recht kurze Aufmerksamkeitsspanne und benötigen abwechslungsreiche Anregungen, um bei der Sache zu bleiben. In einer Naturgruppe lernen sie beim Spazieren im Wald folglich mehr, als beim reinen Sprechen über Bäume, Blätter und Waldbewohner.

 

 

Autorin: Diana Himmel