Vergleiche mit Freunden, Mitschülern und anderen Kindern – kommt Ihnen das auch bekannt vor?

Es ist eigentlich ein harmonischer Tag... doch dann beim Abendessen platzt die 9-jährige Ronja raus, dass es total gemein sei: Sie wäre die Einzige in der Klasse, die noch kein iPhone habe und alle, wirklich alle, würden sie schon komisch anschauen und sie könne gar nicht mehr mitspielen. Immer würde sie ganz allein rumsitzen und fast weinen.

Oder der 15-jährige Mike, der felsenfest behauptet, dass alle seine Kumpel bis 2 Uhr nachts wegbleiben dürften und niemand, absolut niemand, da etwas sagen würde. Er kommt sich wie ein Baby vor, wenn seine Eltern um 10 Uhr darauf warten, ihn abzuholen.

Den Vergleich mit den anderen Kindern, Freuden und Mitschülern kennen Eltern nur zu gut. Diskussionen und Nachfragen verschlimmern die Situation meistens und es endet damit, dass Türen knallen, die Eltern traurig, verzweifelt oder wütend sind und das Kind ebenfalls wütend auf seinem Zimmer sitzt.

Natürlich ist es einfach zu sagen, dass man im Vorfeld eine Menge dagegen tun kann. Kann man auch. Aber eben nur bedingt. Denn selbst in Familien mit mehreren Kindern kann dieses Verhalten plötzlich bei dem einem Kind auftreten, während die Geschwister nicht mit diesen Methoden vorgehen. Hilfreich ist es, Grenzen von Anfang an gemeinsam zu besprechen und auch den Grund für diese Grenzen zu erklären. Zum Beispiel, dass es gar nicht erlaubt ist, dass Jugendliche sich nachts um 2 Uhr „irgendwo“ aufhalten. Und Handys sind zwar heute auch Spielzeuge aber gleichzeitig teure elektronische Geräte. Die Gefahr, dass diese geklaut werden oder kaputt gehen, ist eben sehr groß. In der Schule sind sie zudem nicht gern gesehen und meistens auch gar nicht erlaubt.

Wenn dieses Vorgehen aber nicht geklappt hat und nun die Situation da ist, in der Eltern sich erpresst fühlen, gibt es andere Alternativen. Schließlich möchte man ja nicht, dass sich das eigene Kind als Außenseiter fühlt. Am sinnvollsten ist es, wenn Eltern Kontakt zu den Freunden haben und einfach mal ganz unverfänglich nachfragen, welche Spiele die anderen so auf dem Gerät haben. Oder ob man vielleicht einen Fahrdienst von Seiten der Eltern zusammenstellen soll, wenn es abends mal wieder später wird. So weiß man recht schnell, dass gar nicht alle diese Dinge haben oder bis spät in der Nacht wegbleiben dürfen. Bei jüngeren Kindern klappt das meistens sehr gut und die Freunde berichten dann auch sehr schnell, warum sie nur ein einfaches Telefon haben oder warum sie zu bestimmten Zeiten zu Haus sein müssen. In dem Moment kippt dann die Argumentation des Kindes.

Bei Jugendlichen ist es oft nicht ganz so einfach. Freunde und Eltern werden in der Regel voneinander separiert. Suchen Sie Kontakt zu anderen Eltern. Auch die sind oft nicht immer ganz glücklich über Verhaltensweisen der Kinder. Das verbindet. Mischen Sie sich jedoch bitte nicht in die Erziehung anderer Familien ein, das möchten Sie auch nicht. Geben Sie nur nach Aufforderung Tipps. Da ist jeder recht empfindlich – aber gegen gemeinsame Absprachen lässt sich ja nichts sagen.

Wichtig ist natürlich auch immer, worum es geht. Möchten Jugendliche mit unbestimmten Ziel bis in die Nacht verschwinden ohne einen genauen Standort preisgeben zu wollen und ohne auch nur eine Angabe darüber zu machen, wer dabei ist, dann ist so etwas eher abzulehnen als beispielsweise ein Filmabend, bei dem die Eltern des Gastgebers auch in der Nähe sind.

Trotzdem sollten Sie Ihrem Kind klarmachen, dass „alle anderen“ nicht zählen. Erklären Sie ihm, dass es in jeder Familie andere Regeln gibt. Der eine muss viel mithelfen, der andere darf lange weggehen und wieder einer hat ständig Geld, um sich nach der neusten Mode zu kleiden. Erklären Sie Ihren Kindern, dass Sie vielleicht auch gerne etwas möchten, das andere tun, wie zum Beispiel ein anderes Auto fahren oder eine Reise machen, neue Kleidung kaufen oder einfach mal einen ganzen Tag im Bett bleiben. Aber manchmal geht das einfach nicht. Man muss Rücksicht aufeinander nehmen und auch mit dem vorhandenen Geld klarkommen. Sich danach zu richten, was andere machen, hilft da nicht!

Besser ist es, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Bei dem Handy könnte man vielleicht überlegen, wozu es gebraucht wird und günstige Lösungen finden oder auch gemeinsam dafür sparen. In Schulen sind diese Geräte in der Regel auch im ausgeschalteten Zustand nicht gern gesehen. Und wer länger wegbleiben möchte, der muss ganz genau sagen, mit wem und wohin. Außerdem müssen An- und Abfahrt geregelt sein. Zu bestimmten Zeiten dürfen Jugendliche einfach nicht mehr allein mit dem Rad oder auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein.

So sieht das ganze auf einer Seite für Kinder aus – die ja oft die andere Seite sehen und vielleicht wirklich glauben, das sie die einzigen seien: www.labbe.de

Und sollte plötzlich die nächste Attacke kommen, weil Milan mit seinen 13 Jahren plötzlich steif und fest behauptet, dass alle anderen in seiner Klasse immer bis 12 Uhr nachts aufbleiben dürfen, dann probieren Sie das einfach mal an einem Samstag mit ihm aus, wecken ihn am Sonntag zu Schulzeiten und beschäftigen ihn dann - das kann sehr heilsam sein.