Die jeweiligen Schulgesetze der Bundesländer regeln die so genannte Schulpflicht in Deutschland. Festgelegt sind etwa Beginn und Dauer des Schulbesuches. Doch immer mehr Kinder und Jugendliche verweigern den Besuch in der Schule. Was Eltern dann – und am besten schon vorher – unternehmen können, nennt der folgende Beitrag in Grundzügen.

Schulabsentismus

Der Begriff Schulabsentismus beschreibt das entschuldigte und unentschuldigte Fehlen von Schülerinnen und Schülern in der Schule. Damit ist natürlich nicht das Fehlen eines Kindes aufgrund einer Krankheit über einige Tage hinweg gemeint. Sondern Fehlzeiten, die die Lehrkraft als nicht mehr vertretbar einschätzt.

Doch Schulverweigerung umfasst mehr. Neben der aktiven Schulverweigerung gibt es auch eine so genannte passive Schulverweigerung. Hier nehmen die Kinder und Jugendlichen zwar am Unterricht teil, doch sind sie vor Ort abwesend. Sie beteiligen sich nicht am Unterrichtsgeschehen, sie lehnen die Schule ab oder stören fortwährend bzw. verhalten sich aggressiv.

Mögliche Ursachen

Ursachen für Schulabsentismus gibt es viele. So können zum Beispiel Ängste oder Sorgen oder auch ein Mobbing in der Klasse oder Probleme mit einer Lehrkraft ein solches Verhalten eines Schülers bzw. einer Schülerin auslösen. Es können familiäre Probleme dahinter stecken oder auch Belastungen wie etwa das Zurückkehren in die Schule nach einer längeren Krankheit.

Deshalb ist es bedeutsam, im Falle einer aktiven oder passiven Schulverweigerung das Kind bzw. den Jugendlichen selbst und auch sein Umfeld mit einzubeziehen. Ein erster Schritt sollte sein, dass Eltern das Gespräch mit ihrem Kind suchen und ihm ihre Beobachtungen mitteilen. Wenn die Eltern von der Schule über die Abwesenheit des Kindes informiert wurden, so ist auch hier der erste Schritt der Dialog mit dem Kind.

Wie empfindet es die Situation? Was ist es, was in ihm die Schulverweigerung – aktiv oder auch passiv – auslöst?

Aktiv werden

Darüber hinaus sollten Sie als Eltern frühzeitig den Dialog mit der Klassenlehrkraft Ihres Kindes suchen, wenn Ihnen bei Ihrem Kind Ängste und Sorgen auffallen, oder wenn es Schwierigkeiten entwickelt, die Schule zu besuchen. Sollten beispielsweise körperliche Symptome wie etwa Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen den Schulbesuch erschweren, sollten Sie ebenfalls Kontakt zur Lehrkraft aufnehmen. Bitten Sie diese um ihre Einschätzung und fragen Sie danach, wie sich Ihr Kind in der Schule zeigt.

Sollten sich Ihre Sorgen bestätigen, sollten Sie gemeinsam nach Lösungswegen suchen.

Wege aus der Schulverweigerung

Für diese Strategien sollten Sie sich beispielsweise die Schulsozialarbeit innerhalb der Schule Ihres Kindes oder die Beratungslehrkraft ins Boot holen. Gemeinsam kann dann überlegt werden, welche Maßnahmen wirksam zur spannungsfreien Beziehungsgestaltung zwischen Lehrkräften und Schülern sowie zwischen den Schülern beitragen können. Welche Verstärkungen können vonseiten der Schule eingesetzt werden, um eine Schülerin oder einen Schüler für erfüllte Aufgaben zu loben? Und - welche Möglichkeiten gibt es, um Aufgaben individuell an die jeweilige Schülerin oder den Schüler anzupassen, damit Erfolgserlebnisse möglich sind?

Suchen Sie daheim und auch gemeinsam mit den Lehrkräften und der sozialpädagogischen Fachkraft der Schule das Gespräch mit Ihrem Kind. Auch ein Mitarbeiter des Schulpsychologischen Dienstes kann einbezogen werden. Nehmen Sie Ihr Kind unbedingt ernst in seinen Sorgen und möglichen Ängsten. Was kann ihm nun gut tun, damit es die Schule erfolgreich besuchen kann? Wo können Sie, wo kann die Schule es unterstützen?

Letztendlich ist und bleibt ein wichtiger Ankerpunkt die Kooperation – mit Ihrem Kind, mit der Lehrkraft und ggf. weiteren Personen, die einbezogen sind.

Infokasten: Schulabsentismus

Schulabsentismus hat viele Gesichter: Lehrkräfte und Eltern sollten aufmerksam sein, damit möglichst schnell gehandelt werden kann. Die folgenden Verhaltensweisen können auf eine Entwicklung zum Schulabsentismus hinweisen:

  • das Kind bzw. der Jugendliche ist in die Lerngruppe nicht integriert und leidet ggf. unter Mobbing
  • verhält sich aggressiv entweder Mitschülern oder Lehrkräften gegenüber – oder auch beiden gegenüber
  • provoziert gern im Unterricht
  • verweigert die Mitarbeit regelmäßig
  • erscheint zu spät zum Unterricht
  • das Kind ist häufig übermüdet
  • ist im Unterricht überfordert
  • der Jugendliche ist im Unterricht abwesend
  • verhält sich sehr angepasst
  • leidet in der Schule häufig unter körperlichen Beschwerden und muss deshalb den Unterricht verlassen.