Überladene Schultaschen und ein schlecht platzierter Schwerpunkt können auf Dauer verheerende Folgen auf den Rücken haben. Auch der Bewegungsapparat leidet unter der Fehlbelastung. Um gesundheitlichen Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen vorzubeugen, sollte der Auswahl eines hochwertigen Rucksacks und dessen individuelle Anpassung größtmögliche Aufmerksamkeit geschenkt werden. Tipps dazu hier im Fokus.

Ergonomie und Gewichtsverteilung müssen stimmen

Grundsätzlich ist von Umhängetaschen als Schultaschen abzuraten. Das seitliche Tragen hat negativen Einfluss auf Rücken und Muskulatur. Körperliche Beschwerden stellen sich beim regelmäßigen Nutzen relativ schnell ein. Beim Rucksack beziehungsweise Ranzen „sitzt“ das Gewicht mittig, was in jeglicher Hinsicht die bessere Wahl ist. Vorausgesetzt es handelt sich um angemessene Ausführungen.

Viele Rucksäcke berücksichtigen die Ergonomie nur unzureichend. Die Folge können Rückenschmerzen und Verspannungen sein. Eltern sind gefordert, beim Kauf des Schulranzens einen kritischen Blick auf die Produkte zu werfen. Neben Gewicht und Trageverhalten der Rucksäcke spielt die Ergonomie eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Voraussetzungen für einen gesunden Rücken ihres Nachwuchses zu schaffen. Konkret entlastet, wird die Wirbelsäule durch die ergonomische Konturierung und die seitengleiche Verteilung des Gewichts auf die Weichteile, die entlang der Wirbelsäule zu finden sind.

Orientierung zum Leergewicht von Rucksäcken

Ein Ranzen mit einem Innenraumvolumen von Minimum 15 Litern darf ein Leergewicht von 1,3 kg (Grundschule) beziehungsweise 1,5 kg (Mittel- und Oberstufe) nicht überschreiten.

Hinsichtlich der Gewichtsverteilung sind die Innenfächer entscheidend. Sie sollten so konzipiert sein, dass sich die schwersten Utensilien, wie Bücher oder Laptop, möglichst nah am Rücken aufbewahren lassen. Allgemeine Empfehlungen zum maximalen Gesamtgewicht sind mit Vorsicht zu genießen. Vielerorts ist beispielsweise zu lesen, dass ein Schulranzen nicht schwerer sein darf, als 10–12,5 Prozent des Körpergewichts des Trägers. Dieser Richtwert kann auf einige Kinder und Jugendliche zutreffen, aber sicherlich nicht auf alle. Es gibt keine fundierten Studien zu diesen Angaben, weshalb sie nur zum Orientieren herangezogen werden sollten.

Rucksäcke sorgfältig anpassen

Ist ein Rucksack nicht allein von Schultergurten geprägt, sondern ergänzend durch verstellbare Brust- und Hüftgurte, begünstigen diese Elemente ein rückenfreundliches Trageverhalten. Werden die Einstellungen richtig vorgenommen, fixieren diese Gurte den Ranzen zuverlässig am Körper. „Der Hüftgurt sorgt dann dafür, dass der Rucksack eng am unteren Bereich des Rückens anliegt“, heißt es in einem Schulrucksack-Test mit Ratgeberteil zur Modellauswahl. Sind beim Hüftgurt Polster integriert, müssen diese mittig über dem Hüftknochen liegen. Ein Brustgurt optimiert die Fixierung der Schultergurte und beugt dem Verrutschen vor. Insbesondere bei einem längeren Weg zur Schule, wären diese Details von Vorteil. Bei einem Ranzen reicht ein Brustgurt aus.

Tipp

Beim Rucksack sollten zusätzlich Kompressionsriemen vorhanden sein. Sie verdichten die Tasche und mindern die Hebelwirkung auf den Rücken.

Verfügt ein Rucksack über ein verstellbares System zum Anpassen der Rückenlänge, muss der Ansatz der Schultergurte auf der Mitte der Schulterblätter zu finden sein. In der Regel ist bei jedem Produkt mit Rückenlängenverstellsystem eine Anleitung beigelegt, um die Einstellungen korrekt vornehmen zu können. Sind die Einstellungen ideal, sitzen die Schultergurte so, dass sie weder am Hals noch unter den Armen unangenehm einschneiden und Scheuerstellen hinterlassen. Der Träger kann die Balance ohne Weiteres halten und das Hauptgewicht wird auf den Hüftgurt und nicht allein auf den Rücken verteilt.

Mindestanforderungen an Ranzen und Rucksack

Folgende Mindestanforderungen sollten gegeben sein:

  • gepolsterte Schultergurte mit einer Breite ab vier Zentimeter
  • gepolsterter Rücken, im Idealfall verstellbar aus stabilen und atmungsaktiven Materialien
  • ergonomische Formgebung
  • verstärkter Boden und Kompressionsriemen beim Rucksack
  • abnehmbare Brust- und Hüftgurte zur individuellen Fixierung
  • stufenlose Einstellungsmöglichkeiten
  • sinnvolle Fächeraufteilung zur Platzierung des Schwerpunkts nah am Körper
  • hoher Tragekomfort

Allein das Gewicht ist nicht ausschlaggebend

Be-lastung ist nicht immer auch Über-lastung. Das Tragen von Schulranzen/Schulrucksäcken hat auch einen positiven Trainingseffekt auf Muskeln und Knochen“, fügt der Verein Aktion Gesunder Rücken (AGR) passend hinzu. Für einige Heranwachsende stellt es keinerlei Problem dar, wenn der Ranzen insgesamt 20 Prozent ihres Körpergewichts aufweist, andere wiederum sind bereits mit 10 Prozent überfordert. Die körperlichen Faktoren dürfen daher nicht vernachlässigt werden. Jeder Mensch ist anders, was eine individuelle Einschätzung der Belastbarkeit unverzichtbar macht.

Dennoch ist es stets empfehlenswert, dass Kinder und Jugendliche nur so viel Gewicht mit sich herumtragen, wie nötig. Bücher, Hefte und sonstige Utensilien, die sie nur an bestimmten Tagen zum Lernen benötigen, sollte auch nur dann im Rucksack landen. Zur Vermeidung von Rückenbeschwerden muss jedoch vermehrt Wert auf die Anpassung der Ranzen und Rucksäcke gelegt werden, um das hohe Potenzial moderner Modelle auszuschöpfen.

 

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