Die ersten Klassenarbeiten sind jetzt geschrieben. Für viele Familien stellt sich damit erneut die Frage, ob Nachhilfe für bessere Leistungen beim Nachwuchs sorgen könnte. Eines steht fest: Wer zur Nachhilfe geht, liegt im Trend. Bereits jedes dritte bis vierte Schulkind nimmt private Unterstützung in Anspruch um die Noten aufzubessern – und das oft trotz guter Leistungen.

Auch Schülerinnen und Schüler, die „nur“ bei der Note Drei oder besser stehen, setzen immer öfter auf Unterstützung durch den Nachhilfelehrer. Die bevorzugten Fächer sind Deutsch, Mathe und Englisch. In den Nachhilfeschulen oder bei privaten Hilfslehrern wie Studenten oder pensionierten Pädagogen geben sich daher die Schüler nachmittags die Klinke in die Hand. Selbst im Grundschulalter ist Nachhilfe bereits ein Thema, etwa fünf Prozent der Kinder sollen diesen Weg gehen, Tendenz steigend.

Nachhilfe fördert gezielt

Schüler, die oft trotz guter Noten nachmittags noch einen drauf setzen und die private Schulbank drücken, haben gute Gründe dafür. Denn professioneller Nachhilfeunterricht kann oft das schaffen, was in den überfüllten Klassen zu kurz kommt: Kinder da abholen und fördern, wo sie gerade stehen. Zudem macht Nachhilfe dann Sinn, wenn den Anschluss an den Lernstoff der Klasse verloren haben und ihn aus eigener Kraft oder mit Unterstützung der Eltern nicht aufholen können.

Die überwiegende Mehrheit der Eltern und Kinder, die Nachhilfe in Anspruch nehmen, sind nach Umfragen überzeugt, dass ihnen dadurch geholfen wird. Der Grund: Privatlehrer könnten sich besser als die Klassenlehrer auf die individuellen Stärken und Schwächen des Einzelnen einstellen und ihre Förderung daran ausrichten. Die Ergebnisse geben dieser positiven Einschätzung recht: Nachhilfe funktioniert. Verschiedene Untersuchungen, unter anderem eine Studie der Stiftung Warentest, haben herausgefunden, dass zwischen 70 und 80 Prozent aller Nachhilfeschüler ihre Noten verbessern konnten, manche mehr, manche etwas weniger.

Selbst in Fächern, in denen gar keine Nachhilfe stattfand, verbesserten sich teilweise die Noten. Das weist auf einen weiteren positiven Nebeneffekt der privaten Paukerei hin. Neben dem verbesserten inhaltlichen Fächerwissen können Schüler auch sekundäre Fähigkeiten wie Anstrengungsbereitschaft, selbstständiges Lernen und bessere Lernstrategien erwerben. Ganz allgemein kann Nachhilfe das Selbstvertrauen stärken und Versagensängste abbauen.

Nachhilfe zeitlich begrenzen

Experten empfehlen allerdings, den Zeitraum des Hilfsunterrichts zu begrenzen. Nachhilfe sei gut, um Lücken zu schließen, sollte aber nicht als Dauereinrichtung verstanden werden. Das könne dazu führen, dass sich Schüler zu sehr darauf verlassen und das selbstständige Arbeiten geradezu verlernen. Maximal zweimal pro Woche, nicht länger als neun Monate lautet eine Empfehlung. Sinnvoll können auch Ferienkurse sein, die in konzentrierter Form Wissen vermitteln. Der Zeitpunkt dafür sollte aber möglichst zum Ende der langen Sommerferien liegen – so wird nicht zu viel vergessen bis die Schule wieder beginnt.

Mangelnde Eigeninitiative und zu viel Zeit, die für andere Aktivitäten fehlt, sind nur zwei Argumente, die für eine begrenzte Dauer des Privatunterrichts sprechen. Hinzu kommen die Kosten. Im Schnitt 1500 Euro im Jahr bezahlen Eltern für die professionelle Hilfe an ein Institut, private Nachhilfe ist meist preiswerter, ist aber oft auch weniger effektiv. Doch auch das können sich viele Eltern nicht leisten.

Bildungsexperten mahnen daher an, die Förderung in der Schule zu belassen. Ganztagsschulen, in denen nachmittags Förderangebote stattfänden, könnten helfen die Chancenunterschiede zu überwinden, die in Deutschland nach wie vor für Kinder bestehen.

 

www.bildungsserver.de (allgemeine Informationen)

www.nachhilfeschulen.org (Bundesverband Nachhilfe- und Nachmittagsschulen)

 

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