Menschen mit und ohne Behinderung sollen gleichberechtigt zusammenleben - dieser Aussage würden die meisten Menschen zustimmen. Inklusion wird als wünschenswertes Ziel gesehen, doch bezogen auf den gemeinsamen Schulunterricht ist die Meinung oft deutlich zurückhaltender.

Inklusion ist ein Recht

Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) besagt, dass Menschen mit Handicap ein Anrecht auf politische, gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe haben. 2009 hat sich Deutschland mit aktuell 177 weiteren Ländern der UN-BRK angeschlossen. Es mussten Maßnahmen entwickelt werden, um Kindern mit Behinderung den Besuch von regulären Schulen zu ermöglichen. Da Bildung in Deutschland Ländersache ist, gibt es bis heute keine einheitliche Definition darüber, was schulische Inklusion genau bedeutet und jedes Bundesland arbeitet an seinen eigenen Ideen zur Umsetzung.

Besondere Herausforderungen von Inklusionsklassen

Heterogene Klassen erhöhen die Anforderungen an Schulen und Lehrkräfte. Unterrichtet nur eine Lehrkraft in der Inklusionsklasse, kann das Unterrichtsniveau leiden, wenn ein Kind besondere Aufmerksamkeit benötigt. Deshalb ist es erforderlich, dass die Lehrkraft den Unterricht nicht alleine gestaltet, sondern mit einer sonderpädagogischen Fachkraft zusammenarbeitet. Je nach Bedarf haben manche Kinder noch eine Assistenz an ihrer Seite.

In der Inklusionsklasse muss eine barrierefreie Unterrichtssituation geschaffen werden, z.B. durch Rampen und technische Hilfsmittel. Gelernt wird im individuellen Lerntempo. Das führt zu der Frage, ob ein inklusives Schulsystem Kinder mit unterschiedlichen Leistungsniveaus gleichermaßen fördern kann.

Sorge fehlender Forderung

Kritiker befürchten, dass das Lerntempo in Inklusionsklassen gebremst wird. Dadurch würden die leistungsstarken Kinder nicht genug gefordert werden und könnten nicht ihr volles Potential entfalten. Es würden somit nur die leistungsschwachen Kinder von dem inklusiven System profitieren. Die Klassen seien oft zu groß, um allen Kindern gleichermaßen gerecht zu werden und die Lehrkräfte würden nicht ausreichend auf die veränderten pädagogischen Anforderungen vorbereitet werden. Außerdem sei die Umsetzung durch die benötigte Ausstattung mit hohen Kosten verbunden.

Tolerantes Miteinander

Ein inklusives Schulsystem kann die Chancengleichheit in der Gesellschaft verbessern. Aber nicht nur das: Kinder ohne Behinderung lernen den Umgang mit Menschen mit Behinderung und entwickeln erst gar keine Berührungsängste und Vorurteile. Das führt zu mehr Toleranz und hat eine positive Wirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstwertgefühl der Kinder. Für Kinder mit Behinderung bietet ein inklusives Schulsystem die Möglichkeit, mehr zu lernen als an einer Förderschule und auf das echte Leben vorbereitet zu werden.

Aber der Wille allein genügt nicht. Damit Inklusion in der Schule gut gelingt, müssen auch die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, um allen Kindern gerecht zu werden.

Bildquellen: Pixabay

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