Endlich Ferien! Statt jedoch den Ranzen für die nächsten Wochen in die Ecke zu pfeffern und Formeln und Vokabeln zu vergessen, zieht es immer mehr Schülerinnen und Schüler in Ferien-Lernkurse, oft auf Drängen ihrer Eltern. Seit der Leistungsdruck immer mehr zugenommen hat, boomen auch in Deutschland Sprachcamps und Lernkurse für die Ferien. In konzentrierter Form sollen sie Wissen vermitteln und vertiefen, was in der Schulzeit versäumt wurde oder nicht hängen geblieben ist.

Bildungsexperten sehen den Trend zum Ferien-Lernkurs aber durchaus kritisch. Zeit für Erholung brauchen auch die Kinder, sagen viele Pädagogen, und empfehlen daher zumindest, Ferien-Lernkurse eher auf die großen Ferien zu verschieben, als auf die kürzeren zweiwöchigen Oster- oder Herbstferien. Auch bei der verbreiteten Sorge vieler Eltern, die Kinder würden in den Ferien das Lernen geradezu „verlernen“, könne eher Entwarnung gegeben werden. Auch wenn es in den ersten paar Tagen ungewohnt sei, gewöhnten sich Kinder doch sehr schnell wieder an den Schulrhythmus.

Ferienkurs oder Nachhilfe? Das hilft bei der Entscheidung:

Sollen dennoch Wissenslücken geschlossen werden oder wollen sich Kinder Lernstrategien aneignen und sich auf das kommende Jahr vorbereiten, können in den großen Ferien jedoch Ferienkurse eine gute Möglichkeit sein. Bei der Entscheidung für einen Anbieter ist aber einiges zu bedenken:

  • Auch wenn Ferien-Lernkurse schon für Grundschüler angeboten werden, etwa als Vorbereitung auf den Übergang auf die weiterführende Schule, halten viele Pädagogen sie eher für Schüler ab etwa 15 Jahren geeignet. Der Grund: Wer sich selbst für diese Lernform entscheidet und ein eigenes „zweckgebundenes“ Interesse am Lernen hat, ist motivierter und nimmt entsprechend mehr mit.
  • Ob ein Ferien-Lernkurs Sinn macht, hängt immer vom Einzelnen ab. Eltern kennen ihre Kinder gut und können einschätzen, ob ihnen das Lernen in der Gruppe liegt oder ob eine persönliche Förderung, etwa durch Einzel-Nachhilfe, besser ist.
  • Gut geeignet sind Ferien-Kurse für Sprachen – am liebsten wird Englisch im Sprachcamp trainiert, aber auch andere Fremdsprachen wie Spanisch oder Französisch stehen hoch im Kurs. Bei den Naturwissenschaften gilt Mathematik als Favorit.
  • Bei der Entscheidung für einen der zahlreichen Anbieter ist die persönliche Empfehlung durch andere Eltern immer noch eines der besten Auswahlkriterien. Besser als Prospekte oder Anzeigen informieren Menschen, die persönliche Erfahrungen mit einem Anbieter gemacht haben. Also ruhig mal in der Klasse oder im Freundeskreis rumfragen, wer Erfahrungen mit Ferienkurs-Anbietern oder Nachhilfe-Instituten gemacht hat. Eine ähnliche, wenn auch weniger glaubwürdige Funktion erfüllen Meinungsbörsen im Internet, auf denen Nutzer von ihren Erfahrungen berichten.
  • Es müssen nicht unbedingt kommerzielle Anbieter sein – auch Volkshochschulen, Universitäten oder gemeinnützige Einrichtungen von Sozialverbänden bieten Ferien-Lernkurse an. Diese Angebote sind oft ebenso gut gut qualifiziert und meist deutlich preiswerter als kommerzielle Institute. Bei der Suche nach einem seriösen Kurs hilft eine Anfrage im Rathaus oder bei der örtlichen VHS weiter.
  • Erkundigen Sie sich im Vorfeld nach der Größe und Zusammensetzung der Lerngruppe. Mehr als fünf bis zehn Kinder sollten nicht in einer Gruppe lernen. Auch eine homogene Gruppenzusammensetzung ist wichtig. Konkret heißt das, dass die Kinder etwa gleiches Leistungsniveau und gleiches Alter haben sollten und im gleichen Fach gefördert werden.
  • Nachhilfelehrer sollten auch im Ferien-Lernkurs pädagogisch geschult sein. Am besten eignen sich ausgebildete Lehrer, die über Unterrichtserfahrung verfügen. Bei Sprachkursen nach Muttersprachlern fragen.
  • Einige Einrichtungen und Anbieter sind zertifiziert. So vergeben der TÜV Nord und der TÜV Rheinland Gütesiegel. Geprüft wird hierfür unter anderem Professionalität und Qualifizierung von Institutsleitung und Lehrkräften sowie die Förderkonzepte.