Alexandra von Plüskow stellt 2 Buchtitel vor und gibt uns in einer Kurzrezension Einblick in typische Familienthemen- und probleme.

Christine Finke: Allein, alleiner, alleinerziehend

Wie die Gesellschaft uns verrät und unsere Kinder im Stich lässt (Lübbe Verlag. 2016)

Christine Finke, promovierte Anglistin, freie Journalistin und Kinderbuchtexterin, stellt in ihrem Buch sehr realitätsnah den Alltag Alleinerziehender dar. Dies geschieht so authentisch, weil die Mutter von drei Kindern selbst alleinerziehend ist und seit dem Jahr 2011 über ihr Tagesgeschäft bloggt. So erzählt sie auch in ihrem Buch ihre eigene Geschichte und nimmt die Leserinnen und Leser mit in den schwierigen Alltag, den alleinerziehende Eltern in Deutschland erleben müssen.

So sind es Vorurteile, mit denen sie sich auseinander setzen müssen, die ständige Rufbereitschaft für den Nachwuchs, die immer noch schlecht ausgeprägte Vereinbarkeit von Familie und Beruf und in manchen Fällen sogar die Hürden, die durch die ehemaligen Partner und Partnerinnen und die Gesellschaft in den Alltag hineinragen. Dabei verliert Christine Finke jedoch nicht den Humor, was durch die Kapitelbezeichnungen wie „Am Ende des Gelds ist noch so viel Monat übrig“ immer wieder durchscheint. Sie verliert dabei aber nie ihre kritische Stimme, denn sie weiß, dass die Situation vieler Alleinerziehender bitterernst ist.

Genau diese Mischung aus Sachbuch, Biographie und ihrem durchaus humorvollen Schreibstil ist es, der die Leserinnen und Leser durch das Buch trägt. Es handelt sich nicht um eine dauernde Klage, sondern man spürt geradezu, dass die Autorin auch die Vorteile des Alleinerziehens kennt. Christiane Finke leistet somit einen wertvollen Beitrag dafür, den Alltag der Ein-Eltern-Familien realistisch darzustellen, wichtige Punkte in Politik und Gesellschaft deutlich zu benennen und dabei den Pragmatismus, der einen Tag für Tag trägt, bewusst nicht zu verlieren.

Hut ab, Frau Finke!

 

Julia Dibbern/ Nicola Schmidt: slow family

Sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern (Beltz. 2016)

Kennen Sie das auch? Sie hängen die Wäsche auf, planen gleichzeitig schon das Mittagessen und regen sich auf, dass die Kinder mal wieder zu spät kommen? Familienalltag?!

Dieses Büchlein habe ich neulich in einer abendlichen Runde mit mehreren Frauen einfach auf den Tisch gelegt. Und dazu erzählt. Es wurde still - und dann entbrannte eine eifrige Diskussion. Was ist es, dass das Familienleben - in welcher Konstellation auch immer - so anstrengend macht. Ist es die eigene Haltung? Oder die Gesellschaft? Oder …?

Julia Dibbern und Nicola Schmidt brechen die Diskussion herunter auf sieben Zutaten, die ihrer Meinung nach ein einfaches Familienleben ermöglichen. Dabei handelt es sich um die Faktoren:

  • Liebe
  • Natur
  • Achtsamkeit
  • Gemeinschaft
  • Ressourcen
  • Wissen

Jede Familie sollte gemeinsam überlegen, welchen Stellenwert diese Themen innerhalb ihrer Gemeinschaft einnehmen könnten - und einnehmen sollten. Welches Ziel verfolgen wir, damit unser Familienleben gelingt - die beiden Autorinnen sprechen hier von dem Familien-Nordstern.

Dabei geht es nicht um einen neuen Regelkatalog, sondern darum, die Familienbedürfnispyramide unter Berücksichtigung all dieser Merkmale in Einklang zu bringen.

Dabei lassen die Autorinnen ihre Leserinnen und Leser an ihrem Alltag teilhaben. Sie sprechen vom Wert der kleinen Aufmerksamkeiten, von Ritualen wie Stockbrot am Lagerfeuer und Spaziergängen sowie vom allabendlichen Zähneputzen und Baden. All das, was Familien Spaß macht und für sie wichtig ist, ist richtig. Und das kann auch heißen, dass man nach der Schule gemeinsam barfuß durch den Garten wandert. Jede Familie hat dabei ihren eigenen Nordstern!